Jesus ist "ohne Konkurrenz": Frohe Botschaft, die alles übersteigt

Predigt über Johannes 6,32-40

32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. 36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht. 37 Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tage. 40 Denn das ist der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

Liebe Geschwister,
was ist an Jesus so konkurrenzlos? Was an seiner Botschaft ist so frohmachend, daß es alles Andere in den Schatten stellt?

1. "Sucht ihn allein...."

"Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt ..." sagt Jesus. - "Herr, gib uns allezeit solches Brot." Was suchen diese Menschen bei Jesus? Die, die gern "Brot" haben wollen? Was suchen Menschen heute bei Jesus?
Die Volksmenge damals erinnerte sich nur zu gut an Moses. Und daran, wie Gott damals. Nach dem Auszug aus Ägypten. Als sie mitten in der Wüste waren. Wie Gott sie damals mit Manna versorgt hatte. Wie sie auf wunderbare Weise zu Essen hatten. Jetzt sagt Jesus: "Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel." Ob sie damit auf einen Schlag alle Alltagssorgen los sein würden? Immerhin war es für so Manchen damals ein echter Kampf - wenn man nur genug hatte, damit man sein tägliches Brot essen konnte. An Luxus war überhaupt nicht zu denken. Nur an das Nötigste. Jesus befreit mich von allen Alltagssorgen? "Herr, gib uns allezeit solches Brot." Das hätten wir gern!
Irgendwie unterscheidet sich das gar nicht so sehr von heute - denke ich. Ich finde es enorm, was den Menschen heute so alles an Religion und "Glauben" angeboten wird, ob innerhalb oder außerhalb der Kirche. Ich möchte es einmal bewußt etwas einseitig beschreiben: Was man besonders oft hört ist z.B.: "Glauben muß Lebenshilfe geben. Wenn ich in einen Gottesdienst geht, dann muß mir das unmittelbar etwas für den Alltag bringen." Der Gedanke dahinter ist wohl: Das Leben ist oft schwer genug zu leben, mit all seinen Sorgen und Problemen. Jesus soll mir dabei helfen - das hat er doch auch versprochen. Das ist wohl wahr. Wenn er mir aber nicht hilft, wie ich es mir wünsche...? Andere haben große gesundheitliche Nöte. Es ist ja auch wirklich bedrückend, wenn wir allein an manche schwer Kranken in unseren Gemeinden denken. Und welche Versammlungen und Gottesdienste sind heute am vollsten? Man ahnt es schon - es sind die, wo Jesus als wunderbarer Heiler angepriesen, ja manchmal sogar beschworen wird. Und wenn er mich aber nicht gesund macht...? Junge Leute dagegen suchen heute besonders die Abwechslung und Unterhaltung. Was langweilig ist, ist schnell "out" - langweilen sollen sich andere, ich nicht. Mittlerweile gibt es in immer mehr Gemeinden "benutzerfreundliche Gottesdienste" - Verzeihung, "besucherfreundliche Gottesdienst". Spiel, Spaß, Spannung, Unterhaltung, und das mitten in der Kirche! Man ist zwar noch nicht so gut wie die Samstagabendshow im Fernsehen, aber man gibt sich Mühe. Und wenn es mich trotzdem langweilt...?
Es ist bemerkenswert, wie manchmal sehr weltliche Menschen die Sache besser auf den Punkt bringen als so mancher Christ. Vor einiger Zeit - ich glaube, es war in München - wollte die evangelische Kirche eine professionelle Untersuchung durchführen. Man machte sich Gedanken über die immer kleiner werdenden Gemeinden. Was tun? Wie kann man die Leute gewinnen für die Kirche? Weil es wirklich professionell sein sollte, beauftragte man - im Ernst! - eine weltberühmte Unternehmensberatung, eine, die sonst internationale Firmen berät. Die betrieb ihre Studien, und das Ergebnis war: Die Kirche soll nicht zuviel Zeit mit "Drumherum" vertun, sondern sich auf ihr "Kernprodukt" konzentrieren - nämlich Gottes Liebe in Jesus Christus zu verkündigen.
Was dort in der Sprache der Geschäftswelt ausgedrückt wird, das sagt Jesus auf seine Weise seinen Zuhörern: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern." Was doch nichts anderes heißt, als: sucht ihn! Sucht Jesus selbst! Sucht im Glauben nicht in erster Linie Lebenshilfe, Heilung, "Brot", ein spannendes Leben, Gemeinschaft in der Gemeinde, tiefsinnige Gedanken, Antwort auf alle Fragen usw. - sucht ihn! "Sucht ihn allein, denn wohl wird sein, dem, der ihn herzlich ehret." So heißt es im Liedvers (Gesangbuch der EmK 175,3). Da mag mancher schon damals enttäuscht gewesen sein: Jesus allein suchen?! "Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?" So fragten sie (6,30), einige Verse vor unserem Text.
Liebe Geschwister: was suchen wir in der Gemeinde? Was suchen wir im Gottesdienst? Oder sollte ich besser fragen: wen suchen wir? Und vielleicht könnte man auch fragen: Wie wollen wir die "draußen" ansprechen? Was wollen wir ihnen nahe bringen? Ist es unser "Kernprodukt", wie diese Unternehmensberatung sagte? Das Beste, was wir haben? Oder, besser gesagt: Ist es Jesus Christus selbst? Oder irgendeine "Verpackung"? Ein "Drumherum"? Wir brauchen uns nicht zu schämen, für das Beste, was wir als Kirche haben. Wir brauche uns nicht zu schämen, daß wir Jesus allein haben.
Daß der, der Jesus selbst sucht. Daß der als "Nebeneffekt" auch in seinem Alltag Versorgung, Bewahrung usw. erlebt. Das ist wohl wahr, und das dürfen wir glauben. Davon könnten viele hier aus eigener Erfahrung erzählen. Aber es ist ein "Nebeneffekt". "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes - so wird euch solches alles zufallen." So sagt Jesus selbst (Matthäus 6,33). Suche ich ihn selbst? Oder irgendeine Art "Brot", als Ersatz? Und Jesus muß dann sagen: "Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht." ? Und ich gehe enttäuscht davon? Weil Jesus nicht alle meine Bedürfnisse erfüllt hat?

2. Konkurrenzlos frohmachend

Jesus bleibt nicht dabei stehen und sagt: "Sucht mich allein. Ich bin das Brot des Lebens." Er sagt uns auch, was wir bei ihm finden können. Und das ist eine so überwältigend frohe Botschaft - daß ich gar nicht weiß, ob wir sie schon in der ganzen Tiefe erfaßt haben. Mit allen Konsequenzen. Wenn wir das erfaßt haben. Dann wird in der Tat alles "Drumherum" zweitrangig.
Es geht um das ewige Leben. Und eigentlich geht es um noch mehr: es geht um die tiefe Gewißheit, die Sicherheit in seiner Hand. "Nimmermehr - nie mehr" dürsten. Nie mehr dürsten wird den, der Jesus sucht und findet. Oder anders ausgedrückt: Jesus wird keinen von denen verlieren, die zu ihm gehören. Ich habe behauptet: Was Jesus hier sagt, ist konkurrenzlos frohmachend. Nur: Ist das ewige Leben nicht etwas, das viel zu weit weg ist? Zu weit weg, als daß es mich jetzt schon froh machen kann?
Vielleicht ist es deshalb gut, die Sache anders anzugehen. Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die diese Freude bremsen können. Das eine Hindernis habe ich schon erwähnt: Wenn ich gar nicht Jesus selbst suche, sondern ihn nur benutze - damit er mir bestimmte Bedürfnisse erfüllt. Dann werde ich mit der Botschaft vom ewigen Leben nicht viel anfangen können. Dann habe ich den ersten Schritt im Glauben noch vor mir: "Ihr habt mich gesehen, und glaubt doch nicht."
Was ist, wenn ich diesen ersten Schritt schon längst getan habe? In der Tat kann der Blick auf die Ewigkeit auch "einfach so" verloren gehen, ohne bösen Willen - im Getümmel des Alltags. Besonders dann, wenn ich über Tage oder gar Wochen keine richtige Zeit in der Stille verbringe. Stille mit meinem Herrn. Wenn mir das fehlt - dann sind meine Gedanken auf einmal von ganz anderen Dingen gefüllt als ausgerechnet von der Ewigkeit. Anders ist es, wenn ich in große Not komme - in Krankheitsnot. Oder - das gibt es in anderen Ländern, nicht bei uns - in Verfolgungsnot. Dann merke ich auf einmal, wie kurz mein Leben hier und jetzt ist. Und wie lange das Wunderbare ist, was noch auf mich wartet. Wenn es mir jetzt gerade gut geht - dann muß ich mir jetzt keine solche Not herbeiwünschen. Wir sollen uns ja nicht selbst kasteien und geißeln - nur zur Förderung des geistlichen Lebens... Aber schon z.B. ein Besuch bei einer schwerkranken Schwester oder einem Bruder kann mir diesen Blick wieder öffnen. Den Blick auf die Ewigkeit.
Ich will aber noch auf etwas ganz Anderes hinaus. Ich denke nämlich, das wirklich Frohmachende an der Botschaft vom ewigen Leben. Das dringt manchmal deshalb nicht durch. Weil wir - im Grunde unseres Herzens - ein ungutes Gefühl haben, wenn wir daran denken. "Ich weiß, daß ich heute mit Jesus lebe. Und ich hoffe, daß ich später - im ewigen Leben - auch einmal bei ihm sein werde." Wohlgemerkt - ich hoffe! Und man meint mit diesem "Hoffen" so etwas Ähnliches wie mit: "Ich hoffe, daß morgen gutes Wetter sein wird. Aber wenn es schlecht läuft, dann hat sich die Vorhersage geirrt. Und der Ausflug fällt ins Wasser." Wenn es mit meinem Christsein aus irgendwelchen Gründen "schlecht läuft" - wer weiß, vielleicht bin ich dann wirklich nicht mehr dabei. Wer weiß, wie christlich ich in zwei Jahren noch sein werde... Und wenn ich dann vor meinem Richter stehe... Da hilft am besten: gar nicht dran denken, und beunruhigende Gedanken zur Seite schieben. Sich mit Wichtigerem beschäftigen, als mit der Ewigkeit. Oder?
Liebe Geschwister - wie soll so ein Glaube froh machen, im tiefsten froh? Wie soll ich Jesus allein suchen? Und an ihm genug haben? Wenn ich nicht einmal weiß, ob er mich festhält bis zum Schluß? Wenn ich den Glauben für eine Art "Eintagsfliege" halte - heute noch lebendig, morgen vielleicht schon wieder tot? Jesus hat Besseres für uns bereit - nämlich wirklich frohe Botschaft!
Das fängt schon damit an, daß der Glauben ganz und gar ein Geschenk Gottes ist. "Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir." D.h.: Wenn du gläubig geworden bist. Dann gab es vorher eine Art Anordnung von unserem himmlischen Vater. Da hat Gott, der Vater, gewissermaßen zu seinem Sohn Jesus gesagt: Hier, dieser Bruder. Der soll dir gehören. Nimm ihn, "zu treuen Händen". Er soll zu dir kommen, im Glauben. Hab´ gut auf ihn acht. Und seitdem glaubst du. Nicht, weil du dich entschlossen hast. Sondern weil der himmlische Vater dich an Jesus übergeben hat.
Es geht aber noch weiter. Und Jesus sagt: "Denn das ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich´s auferwecke am Jüngsten Tage." D.h.: Mein himmlischer Vater hat Jesus einen Auftrag mitgegeben: Den da, hat er gesagt. Den sollst du festhalten. Den sollst du nicht verlieren. Den sollst du mir mitbringen in die Ewigkeit. Dafür bist du verantwortlich. Daß mir keiner denke: Jesus nimmt diesen Auftrag nicht ernst: Er ist gekommen "nicht, damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat." Jesus führt alle Aufträge des Vaters aus - ohne Abstriche.
Und daß mir auch keiner denke, unser Herr sei zu schwach, um uns festzuhalten. Es ist wahr: wir halten nicht immer sehr still in Gottes Hand. Manch einer zittert vor Angst und Sorgen, oder in Not und Gefahr. Ein anderer versucht bockig und trotzig sich loszureißen. Aber was sagt Jesus, der gute Hirte (Johannes 10,27+28): "Meine Schafe hören meine Stimme ... und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen." Und dann sagt Jesus, wie stark Gott ist (10,29): "Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen." Weder Not. Noch der Teufel. Noch am allerwenigsten ich selbst! Können mich losreißen aus Gottes Hand. Er ist immer noch stärker.
Manche denken, Jesus ist so eine Art Rettungsring. Wie auf hoher See, wenn es auf dem Schiff heißt: "Mann über Bord." Dann wird ein Rettungsring ausgeworfen. Wo ich mich festklammern muß. Und wehe, meine Kräfte werden zu schwach. Und ich lasse los. Dann gehe ich unter, in den hohen Wellen, und alles ist verloren. Jesus ist kein armseliger Rettungsring. Er ist der Herr der Welt. Vom Vater dazu eingesetzt. Vom Vater dazu eingesetzt, daß er mir Glauben gibt - und meinen Glauben erhält. Bis in die Ewigkeit. Oder wie es im Hebräerbrief heißt: Jesus ist nicht nur der Anfänger, sondern auch der Vollender meines Glaubens. (Hebräer 12,2) Ist das keine frohe Botschaft? Salopp ausgedrückt: Im Himmel ist für mich schon ein Zimmer fertig. Und ich darf garantiert dort einziehen. Mein Namensschild steht schon an der Tür. Und alles ist vorbereitet. Laßt uns darüber nicht spekulieren, wie das denn zugehen kann. Und ob der Mensch nicht in Wirklichkeit einen freien Willen hat. Ob ich zu Jesus kommen und gehen kann, wie mir gerade zumute ist. Überlassen wir das den Philosophen. Laßt uns darüber nicht spekulieren, mit unserem kleinen Verstand. Sondern laßt es uns einfach voller Vertrauen aufnehmen. "Das ist der Wille ... daß ich nichts verliere..." Wenn Jesus das so sagt, dann können wir das einfach glauben. Mehr ist nicht nötig.
"In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen", sagt Jesus (Johannes 14,2). Also nicht nur für die, die schon Kirchenmitglieder sind. Und wenn wir Andere zum Glauben einladen. Die noch nicht zu Jesus gekommen sind. Dann wollen wir ihnen auch das nicht verschweigen: Der Glaube ist kein unsicheres Ding. Weil auf Jesus Verlaß ist. Und weil er auch die Kraft hat, mich für immer festzuhalten. Er hält jeden fest, der zu ihm gekommen ist. Deswegen sagen wir: suche Jesus allein. Dann wird dich nimmermehr dürsten.
Ich möchte schließen mit einem Gebet. Einem Gebet von einem der Mitbegründer unserer Kirche, vom Evangelisten George Whitefield (zitiert nach: Benedikt Peters, George Whitefield, S.130): "... Möge Gott mich erleuchten, daß ich immer klarer das Geheimnis seiner erwählenden und die Seelen verändernden Liebe erkennen und empfinden kann. Es gibt nichts, das uns inmitten aller gegenwärtigen und zukünftigen Anfechtungen zu trösten und zu tragen vermag wie das ... Gott hat uns ergriffen, und Er wird uns nicht loslassen. Mensch und Teufel mögen toben, unser Jesus wird es nicht zulassen, daß jemand oder etwas uns aus Seiner allmächtigen Hand reißen kann." Das ist wirklich eine konkurrenzlos frohe Botschaft. Amen.

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