Andacht über Markus 10,13-16 (Allianzgottesdienst zum Schulanfang: "Der Ernst des Lebens", Eibenstock 2001)


13 Und sie brachten Kinder zu ihm (zu Jesus), damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Liebe Schulanfänger, liebe Gemeinde,

Ob die Jünger Jesu dachten: Lernt ihr Kinder erst einmal den "Ernst des Lebens" kennen, bevor ihr zu Jesus kommt? Was könnte da dahinter stecken, daß sie die Kinder nicht haben wollten? Ich habe einmal etwas "phantasiert", was dahinter stecken könnte. Vielleicht hängt es ja mit folgenden drei Gründen, besser gesagt Vorurteilen zusammen:

Vielleicht dachten sie: Kinder verstehen noch nichts vom Glauben und von Jesus. Lernt erst einmal etwas (z.B. in der Schule, in Religion...) - und dann kommt. Lernt erst einmal den "Ernst des Lebens" kennen. Jesus sagt darauf etwas recht Provozierenden: Manches verstehen Kinder sogar besser als Erwachsene - besonders, wenn es um den Glauben an Jesus geht. "Das Reich Gottes empfangen wie ein Kind" - voller Vertrauen kommen. Das ist hier gemeint, wenn Jesus sagt: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind. Manchmal können wir Erwachsenen tatsächlich von den Kindern lernen - da ist es gerade umgekehrt wie in der Schule. Wenn ich ganz schlicht, ohne lange zu Grübeln bete: "Ja, Herr, du hast es gesagt. Da brauche ich nicht lange zu überlegen: Stimmt denn das alles, was in der Bibel steht? Ich habe so viele ungelöste Fragen, was Gott betrifft usw." Nein, das möchte ich mir von den Kindern abschauen: Einfach ganz arglos, und voller Vertrauen zu Gott kommen.

Vielleicht dachten die Jünger auch: Kinder haben noch nicht so viele Sorgen wie Erwachsene. Es reicht, wenn ihre Eltern sie trösten und ihnen helfen können. Jesus ist eher etwas für die Älteren, die mit "richtigen" Sorgen beladen sind. Da ist die Geschichte vom "Ernst des Lebens" ja ein gutes Beispiel. Wo das Mädchen sich so viele Sorgen gemacht hat: Was mag da nur alles auf mich zukommen in der Schule. Habt ihr Kinder auch schon einmal gedacht: Eigentlich verstehen meine Eltern gar nicht, was mir alles Gedanken macht? - Liebe Kinder - das können sie auch gar nicht, selbst wenn sie "richtig gute Eltern" sind. Warum? Weil sie Menschen sind. Und Menschen können nicht alles. Und haben ihre Schwächen. Und ihre Fehler. Wie auch eure Eltern. Jesus kennt euch viel besser als eure Eltern - weil er eben kein gewöhnlicher Mensch ist. Sondern weil er Gott ist. Und wenn ihr zu ihm betet - dann weiß er genau, wie es euch geht. Und wie er euch am besten helfen kann.

Vielleicht dachten die Jünger aber auch: Kinder sind noch viel zu unschuldig. Jesus ist gekommen, um unsere Sünden wegzunehmen - aber was hat ein Kind schon Schlimmes getan? - Das ist vielleicht der folgenschwerste Irrtum - aber den begehen meistens Erwachsene. Liebe Erwachsene - wenn es um unsere Sünden geht, dann fängt der "Ernst des Lebens" allerdings schon früh an. Viel früher als der Schulanfang. Die Bibel sagt, daß jeder Mensch die Vergebung der Sünden braucht. Auch das süßeste, "unschuldigste" Baby, das in der Wiege liegt und schläft! Würden wir sonst die kleinen Kinder taufen? Schließlich geht es dabei um die Vergebung der Sünden. Und wir versprechen bei der Taufe: Unser Kind soll von Jesus erfahren. Soll erfahren, daß Jesus uns unsere Sünden wegnimmt.

Vielleicht war deshalb Jesus so ärgerlich: Weil er wußte, daß auch die Kinder seine Vergebung brauchen. Weil er wußte: Was unsere Sünde betrifft - da fängt der wirkliche "Ernst des Lebens" - denn Sünde ist eine ernste Sache! Da fängt der Ernst des Lebens schon lange vor der Schule an. Deswegen sollen die Kinder zu Jesus kommen. Und wenn er ihnen hier die Hände auflegt, sie in die Arme nimmt: Was heißt das anderes als: Er will den Kindern ihre Sünden vergeben?

Kurzum: Liebe Erwachsene, sorgt dafür, daß eure Kinder jetzt mit der Schulzeit - ("Dem Ernst des Lebens...") auch die vielen Gelegenheiten nutzen, wo sie Jesus kennenlernen können: im Religionsunterricht, Kinderstunde, Kindergottesdienst usw. Denkt daran, daß ihr das bei ihrer Taufe versprochen habt. Liebe Kinder, denkt daran: Eure Eltern können euch nicht immer verstehen. Manchmal merken sie gar nicht, wenn euch etwas wirklich ernst ist. Und euch Sorgen macht. Dann denkt dran: Jesus versteht euch viel besser als jeder Mensch. Und ihr könnt jederzeit zu ihm beten. Liebe Kinder und liebe Erwachsene: denkt daran, daß Jesus gekommen ist, um etwas wirklich Ernstes wegzunehmen: Unsere Sünden wegzunehmen. Die sind so ernst, daß sie uns von Gott fernhalten. Deswegen sollen wir zu Jesus kommen, und uns segnen lassen. Voller Vertrauen wie ein kleines Kind. Daß er uns in die Arme schließt. Und uns vergibt. "Laßt die Kinder zu uns kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes." Amen.