"Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht
vergehen."
Predigt zum Jahreswechsel über die Jahreslosung 2004 aus
Markus 13,31
Liebe Geschwister,
das Wort Gottes ist etwas Beständiges und Zuverlässiges -
mitten in einer Welt voller Wandel und Unwägbarkeiten. Mitten in
einer vergehenden Welt. Diese Beständigkeit hat es schon oft
bewiesen. Diese Beständigkeit zeigt mir, worauf es wirklich im
Leben ankommt. Diese Beständigkeit ist das, was uns auch im Neuen
Jahr - und weit darüber hinaus - den Halt geben kann, den kein
Mensch zu geben vermag.
1. Beständigkeit - Erinnerung an mein Leben mit Gottes Wort
Bist du ein "Tagebuch-Typ"? Einer, der seine Erlebnisse und Gedanken
regelmäßig aufschreibt? Für sich selbst - oder sogar
für andere? Bei manchen - auch bei jungen Leuten ist das ja wieder
ganz groß im Kommen - manche stellen ihre Tagebücher sogar
ins Internet. Ich muß bekennen: Ich bin kein "Tagebuch-Typ". Aber
ich muß auch sagen: manchmal wäre es gar nicht so schlecht,
etwas aufzuschreiben. Nicht unbedingt das, was einem den Tag über
an mehr oder weniger geistreichen Gedanken durch den Kopf
schießt. Aber in jedem Fall das, was ich mit Gott erlebt habe.
Ich glaube nämlich - und ich will mich selbst einschließen -
, daß es einen weitverbreiteten Gedächtnisschwund gibt, was
Gottes Wohltaten anbetrifft. Da lebt man das ganze Jahr Seite an Seite
mit Jesus. Er ermutigt mich, hinterfragt mich, hilft mir aus der
Klemme, läßt mich hundert Mal wieder aufstehen nach jedem
Versagen. Und am Ende des Jahres hat man das Meiste vergessen.
Ob es da hilft, ein Tagebuch zu führen? Vielleicht. In jedem Fall
wird es helfen, sich - auf die eine oder andere Weise - gewisse
Wohltaten Gottes in meinem Leben von Zeit zu Zeit neu in Erinnerung zu
rufen. Das fördert nicht nur die Dankbarkeit. Sondern es schafft
auch Vertrauen zu meinem Herrn. Schließlich hat jede Wohltat
Gottes eine Grundlage in seinem Wort. In der Bibel. "Schmecket und
sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!"
(Psalm 34:9) "Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's
wohl machen." (Psalm 37:5) Und wie sie sonst noch alle heißen,
diese unzähligen Versprechungen Gottes.
"Meine Worte werden nicht vergehen.", so sagt Jesus hier seinen
Jüngern. Ja, liebe Geschwister - wo haben wir das erlebt, im
vergangenen Jahr? Daß er Wort gehalten hat? Mir gegenüber
Wort gehalten hat? Wo habe ich lange warten müssen? Vielleicht
allzulange, wie ich dachte? Bis es geschah, und ich gemerkt habe: Ja,
es stimmt doch, dennoch. Er hält Wort. Unser Herr tut genau das,
was er in der Bibel versprochen hat. Wo habe ich das erfahren?
Es ist wohl wahr: Viele Menschen werden dieses Wunder gar nicht erst
verstehen. Denn: Wer ohne Christus lebt, der kann auch kaum erleben,
wie Christus Wort hält. Aber wir Gläubigen: Wir haben dieses
Vorrecht, dieses Geschenk. Deshalb sagt Jesus uns, seinen Jüngern:
Meine Worte werden nicht vergehen. Sie sind beständig. Und wenn du
dich auf "Entdeckungsreise" in deine Vergangenheit begibst. Dann wirst
du Beispiele finden - ob mit oder ohne Tagebuch. Beispiele, wo er Wort
gehalten hat. Vielleicht sogar: Mitten in der größten Not,
wo alles nur noch wie ein einziges großes Rätsel erschien,
und ich meine Hoffnung schon aufgeben wollte. "Meine Worte werden nicht
vergehen."
Wenn du es noch nicht getan hast. Dann such' dir zwischen den Jahren
dazu ein paar stille Minuten. Und wenn dir zunächst nichts Rechtes
einfallen will: Dann kannst du ja deine Bibel aufschlagen. Denn - schon
damals haben die Gläubigen erlebt: Gottes Wort hat seine
Beständigkeit schon oft bewiesen. Du kannst dabei an die
kürzliche Predigt über 2.
Korinther 1,18-20 denken. Daran, wie in Jesus Christus auf alle
Versprechen Gottes das große "Ja" gilt. Und du kannst schauen,
wie Gott Wort gehalten hat. Wenn du nur z.B. das
Matthäus-Evangelium aufschlägst. Und all die Stellen liest,
wo es heißt: Das ist geschehen, damit erfüllt würde,
was vorher schon im Alten Testament gesagt ist. Oder, wie man es z.B.
im Buch Josua liest: "Es war nichts dahingefallen von all dem guten
Wort, das der HERR dem Hause Israel verkündigt hatte. Es war alles
gekommen." (Josua 21:45)
2. Beständigkeit - mitten in einer vergehenden Welt
So gut und wichtig es ist, wenn ich an seine zuverlässigen Worte
in meinem eigenen Leben denke. So wenig ist damit die eigentliche
Botschaft unserer neuen Jahreslosung schon ausgeschöpft. "Himmel
und Erde werden vergehen." Diese Worte klingen so groß, so
erhaben, vielleicht für manchen auch etwas pathetisch. So
groß, daß man sie ansehen könnte wie große Worte
eines großen Dichters. Der mit bedeutungsschwerer Stimme aus
seinen Werken liest: "Himmel und Erde werden vergehen."
Dabei hat Jesus das ganz und gar nicht als Spruch für das
Poesiealbum gedacht. Er hat es tatsächlich wortwörtlich so
gemeint. Und er redet dabei von etwas, das eigentlich unsere
Vorstellungskraft übersteigt. Von Zeit zu Zeit wurden in den
letzten Jahren immer wieder Filme im Kino gezeigt. Wo man versuchte,
den Weltuntergang darzustellen. Die Erde sollte untergehen - durch
außerirdische Monster, durch den Einschlag eines Kometen, oder
was auch immer. Am Schluß ging alles jedoch gut aus, die Kinos
waren brechend voll, und die Kassen füllten sich in Hollywood...
Was auch immer man von solchen Filmen halten mag. Das, was Jesus hier
meint, mit "Himmel und Erde werden vergehen". Das wird jedenfalls nicht
wie im Kino sein. Jesus sagt von dieser Zeit: "Die Sterne werden vom
Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken
kommen." (Markus 13,25) Und das wird nicht geschehen durch seltsame
Außerirdische, nicht durch einen dummen zufälligen
Zusammenstoß mit einem Kometen. Auch nicht deshalb, weil die
Menschheit es am Schluß doch noch geschafft hätte, wovor
alle im Kalten Krieg Angst hatten: Daß wir uns selbst in die Luft
sprengen mit unserem Planeten. Nein, sondern das alles wird geschehen.
Weil Gott bestimmt hat, daß die Zeit dieser Schöpfung dann
abgelaufen ist. Das Universum ist
alt geworden - und es wird vergehen. Und an diesem Tag, da werden
wir sehen: Auch hier, in diesem Zusammenhang, sind die Worte Jesu
beständig. Er hat es uns alles schon gesagt, daß es so
kommen wird. "Meine Worte aber werden nicht vergehen."
Was habe ich nun davon, daß ich das weiß? Manche Christen
haben deshalb ihre Rechentafeln hervorgezogen, die
Geschichtsbücher und Tageszeitungen gewälzt. Und dann haben
sie "Fahrpläne" für die letzten Jahre der Erde aufgestellt.
Jesus sagt, einen Vers nach unserer Jahreslosung: "Von dem Tage aber
und der Stunde weiß niemand..." (Markus 13,32) Jesus empfiehlt
statt Rechnen etwas Anderes: Aufmerksam leben. In der Lutherbibel
heißt das schlicht: "Wachet!" (Markus 13,33)
Man könnte auch sagen: Wir sollen das Ende der Welt nicht
be-rechnen. Aber wir sollen "damit rechnen". Wir sollen es ganz
realistisch in unsere Lebensplanung einbeziehen. Wir jungen Leute z.B.
sollen uns ja - nach dem Willen unserer Regierung - schon heute
Gedanken machen über unsere Rente. An sich kein dummer Gedanke.
Nur, um mit Jesus weiterzudenken: Wissen wir, ob wir überhaupt das
Rentenalter erreichen werden? Wissen wir, ob dann eine Rente
überhaupt noch nötig sein wird? Vielleicht sind ja bis dahin
schon Himmel und Erde vergangen? Weiß ich das? Wißt ihr
das?
Wohlgemerkt: Aufmerksam, wachsam leben heißt nicht, sich in
Weltuntergangsstimmung zu versetzen. Wohl kaum. Aber es ist eine Frage,
die Jesus uns mitgibt ins neue Jahr, und darüber hinaus: Was nehme
ich in meinem Leben für wirklich wichtig? Was zählt? Was sind
Randfragen? Wo verzettele ich mich und verschwende meine Zeit? Gerade
dann, wenn ich bedenke: nicht nur die besten und schönsten Sachen,
auf die ich besonders stolz bin. Oder Menschen und Dingen, an denen ich
besonders hänge. Werden einmal vergehen. Nein, nicht nur die.
Sondern alles. Himmel und Erde werden vergehen. Was zählt da
wirklich, wenn das so ist? Wenn das Wort Jesu uns das alles richtig
vorausgesagt hat?
3. Beständigkeit - Halt und Klarheit für das Neue Jahr
Es ist gut, wenn wir in das Neue Jahr nicht nur mit Fragen gehen.
Sondern auch mit guten Wünschen. Was wäre ein solcher guter
Wunsch, wenn er der neuen Jahreslosung entspricht? Vielleicht
könnte man sagen: Ich wünsche jedem von uns, daß das
Jahr 2004 für ihn ein "Jahr mit der Bibel" wird. Auch wenn das
"offizielle" Jahr mit der Bibel jetzt vorbei ist. Aber ein
persönliches "Jahr mit der Bibel" kann ich eigentlich jedes Jahr
haben. Ein Jahr, in dem ich mir Zeit nehme für Gottes Wort. Ein
Jahr, in dem Gottes Wort eine wichtige Rolle bei mir spielt.
Wenn dieser gute Wunsch in Erfüllung geht. Dann wird er mir auf
mindestens auf zwei Arten helfen. Wenn zum einen wirklich solche
Stunden und Tage kommen. Wo allzuviel ins Wanken kommt in meinem Leben.
Wo mir vieles ungewiß wird. Da kann ich mir die Bibel nehmen. Und
an die vielen Versprechungen denken. Die Gott beständig gehalten
hat. Und immer noch hält. Das Wort Gottes - eine Art Ankerplatz
für meine Seele, beständig in aller Unbeständigkeit.
Und zum zweiten wird es mir helfen. Daß mir im Neuen Jahr
Wichtiges wichtig und Unwichtiges nebensächlich wird. Wenn ich
nämlich nach unvergänglichen Dingen suche, mitten in dieser
altgewordenen Welt. Dann werde ich mit Sicherheit immer wieder bei
einem landen: Beim Wort Gottes. "Meine Worte werden nicht vergehen."
Wenn man dazu einmal etwas phantasieren wollte. Angenommen, ich finde
im Neuen Jahr meinen absoluten Traumjob, für 50 Euro die Stunde -
netto, selbstverständlich. Ich weiß, das wird kaum einem
vergönnt sein... Trotzdem. Selbst wenn ich so einen Traumjob
finde. Und ordentlich "ranklotze", um den hohen Stundenlohn zu nutzen.
Selbst dann: Jede Stunde, die ich mir statt dessen für die Bibel,
für das Wort Gottes nehme. Die wäre noch um ein Vielfaches
mehr wert, besser verwendet. Wo ich Stunden mit dem Wort Gottes
verbringe. Da werde ich nämlich lernen, "Prioritäten zu
setzen", wie man heute so schön sagt. Da werde ich sehen, worauf
es wirklich ankommt - in dieser vergehenden Welt. Und was wäre
besser?
Gehen wir deshalb in das Neue Jahr voller Zuversicht. Zuversichtlich,
weil wir das Wort Gottes haben. Vertrauen wir diesem Wort - weil Gott
Wort hält. Und sehen wir aus diesem Wort, worauf es wirklich
ankommt. Auf daß es für jeden ein ganz persönliches
"Jahr mit der Bibel" wird. "Himmel und Erde werden vergehen; meine
Worte aber werden nicht vergehen." Amen.
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