Alles, was ihr bittet, oder: Jesus macht Mut zum Gebet - Predigt über Markus 11,24

Jesus Christus spricht: Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteilwerden.

Liebe Geschwister,
was haben wir als Kinder Gottes, als Jünger Jesu vom Gebet zu erwarten? Wie meint Jesus diese - geradezu unglaubliche? - Verheißung hier? Wie machen wir es "richtig", wenn wir so beten wollen, wie hier beschrieben? Drei Gedanken dazu (in Auswahl), es gäbe noch viel mehr.

1. Alles, was ihr bittet

Als einen ersten Grundsatz könnte man weitergeben: überlege dir genau, was du von Gott erbitten willst. Was sich so selbstverständlich anhört, ist in der Praxis gar nicht so einfach. Wer kennt es nicht, wenn die Gedanken beginnen, beim Beten abzuschweifen, bald hierhin, bald dorthin. Alles Mögliche schießt dir durch den Kopf, aber ein klares Gebet kommt dabei nicht heraus. Wie soll ich da noch einen Zusammenhang sehen, mit dem, was ich von Gott empfangen werde? Wie sollte ich glauben, wenn ich selbst nicht genau weiß, worum ich bitten soll?
Die Möglichkeit, dass ein Gotteskind zu seinem Vater im Himmel beten kann, ist ja ein ganz großes Vorrecht. Einfach beim Herrn der Welt vorsprechen zu können - jederzeit, mit freiem Herzen, ohne Beschränkung, ohne schriftliche Voranmeldung in dreifacher Ausfertigung? Wo gibt es so etwas? Es ist schon erstaunlich - vielleicht ist es für uns nur zu selbstverständlich geworden.
Stelle dir vor, du wärest einer dieser hochverdienten Bürger, die beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten dabei sein dürfen. Ja nicht nur das - man hat dir vorher mitgeteilt, du dürftest auch einige besondere Anliegen von dir dem Bundespräsidenten persönlich vortragen. Er wollte dich anhören, und sich - wenn es ihm möglich ist - für deine Anliegen einsetzen. Wie würdest du dich auf diesen Empfang vorbereiten? Wahrscheinlich würdest du schon Tage vorher dasitzen, mit Papier und Stift, und dir genau aufschreiben, was du dem Bundespräsidenten vortragen wolltest. Nur nichts vergessen! Nur nicht abschweifen! Möglichst auf den Punkt kommen, damit er deine Anliegen auch begreift! Immerhin erwartest du dir von diesem Gespräch einiges. Wer weiß, was er für dich tun kann...
Wie viel wichtiger ist es, wenn ich bei einem Gespräch mit dem "Präsidenten" der ganzen Welt weiß, was ich von ihm will. Jesus benutzt ja hier im Zusammenhang ein bewusst überzeichnetes Beispiel: "Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen." (Markus 11:23) Es ist überzeichnet - ich komme später noch darauf zu sprechen. Es ist aber nichtsdestoweniger konkret. Ganz genau beschrieben. Kein Stein, kein Baum, kein Haus - nein, ein ganz bestimmter Berg soll sich ins Meer heben. Alles, was ihr bittet, das bedeutet hier: Genau das, was ihr bittet. Genau, was ihr bittet.
Lasst uns deshalb genau überlegen, was wir alles bitten wollen - bevor wir es Gott vortragen. Lasst uns nicht in wolkigen Allgemeinplätzen beten, sondern zielgerichtet, konkret. Zum  Beispiel: Bitte nicht in erster Linie für die Menschheit im Großen und Allgemeinen - sondern bitte für bestimmte Menschen, die dir an die Seite gestellt sind. Bitte nicht in erster Linie für das "Wohl der Gemeinde" insgesamt. Sondern denke daran: die Gemeinde besteht aus bestimmten Menschen, mit ganz bestimmten Sorgen und Freuden. Bitte konkret für einzelne Menschen. Wenn du Probleme in deinem eigenen Alltag hast, dann bete nicht nur: Herr, hilf mir meinen Alltag zu bestehen. Sondern trage deinem himmlischen Vater konkret vor, welche "Berge" sich da wegheben sollen. Ich bin sicher: je überlegter, je gezielter wir beten. Desto mehr werden wir auch Erfahrungen machen mit dem Gebet. Mit diesem: "Alles, was ihr bittet."

2. Glaubt nur

Das ist ja nun wirklich so eine Sache, mit dem Glauben. "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glauben." Oft genug geht es einem dabei wie dem vielzitierten Dr. Faust. Wie komme ich nur zu einem solchen Glauben, was meine Gebete anbetrifft?
Wenn du so fragst, dann ist das eigentlich schon der erste Schritt in die richtige Richtung. In der Tat liegt auf unserem Glauben eine große Verheißung. Es ist kein Fehler, wenn wir uns nach Glauben sehnen. Bei anderer Gelegenheit sagt Jesus  ganz ähnlich zu seinen Jüngern: "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein." (Matthäus 17:20) Hast du Glauben, wenn du betest? Und wenn er nur so klein ist, wie ein Senfkorn? Oder erwartest du von Gott alles - nur keine Hilfe?
Dennoch muss man heutzutage an dieser Stelle durchaus vorsichtig sein. Wenn man so hoch vom Glauben redet. Dann wird allzu schnell der Glaube in eine Art magische Zauberkraft verwandelt. Und man sagt dir Sätze wie: Du mußt nur glauben. Du musst mit aller Kraft glauben. Und dann wird dir alles möglich sein: du wirst gesund, glücklich - vielleicht sogar noch reich. Du kannst andere von Krankheiten befreien und wunderbare Dinge tun. Du mußt nur genug glauben. So wird der Glaube zur menschengemachten Zauberformel, mit der wir Gott beschwören können. Mit dem wir ihm unseren Willen geradezu aufzwingen können. Und für das alte Gebet "Dein Wille geschehe" bleibt da kein Platz mehr.
Ich möchte deshalb an die Zeit kurz vor der Kreuzigung erinnern, da, wo Jesus dem Petrus sagt: "Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre." (Lukas 22:32) So sehr wir uns nach dem Glauben sehnen dürfen und sollen. So sehr sollen wir nicht vergessen, dass eben dieser Glaube ein Geschenk unseres Herrn ist. Ein Geschenk unseres Vaters im Himmel. Ein Geschenk, das er dir gibt und erhält - weil Jesus für deinen Glauben gebeten hat.
Wie kann man sich das nun vorstellen? Einerseits liegen alle Verheißungen auf dem Glauben? Und andererseits ist dieser Glaube ein Geschenk Gottes? Ganz abgesehen davon, dass Jesus uns ebenfalls beigebracht hat zu beten: Dein Wille geschehe?
Vielleicht kannst du es dir so vorstellen: Wenn du glaubst, dass dein Vater im Himmel allerlei verschiedene Ratschlüsse gefasst hat über dein Leben. Schöne Ratschlüsse und verständliche. Und solche, die dir für immer ein Rätsel bleiben. Solche, die du vor Glück kaum fassen kannst. Und solche, unter deren Last du fast zu zerbrechen scheinst. Dann stell' dir vor, wie nun deine Gebete aufsteigen zu deinem Vater im Himmel. Und wie sie sich Seite an Seite stellen zu Gottes Ratschlüssen, und zu den Ratschlüssen sagen: Ich bin ein Gebet eines Gotteskindes. Und die Ratschlüsse sagen zu deinem Gebet: Komm' her, du gehörst zu uns, du bist unser Bruder. Wir werden gemeinsam den Arm Gottes bewegen, und Erstaunliches, ja Wunderbares bewirken. Dinge, die nie ein Mensch für möglich gehalten hätte. Und Gott, unser allmächtiger Vater. Er weiß bei alledem: jedes gläubige Gebet eines seiner Kinder. Das hat er seinem Kind vorher selbst ins Herz gebeten, und dazu den Glauben an die Erhörung.
Du verstehst das nicht? Wirklich zu verstehen ist es auch nicht. Aber wir können die Bibel studieren. Und herausfinden, was Gottes Wille ist, und was nicht. Welche Gebete mit seinem Wort zusammenpassen, bei denen es wirklich sein Wille ist, der geschehen soll. Und welche Gebete abwegig sind. Vielleicht verstehen wir jetzt auch, warum ich gesagt habe: Das Beispiel mit dem fliegenden Berg, das ist von Jesus bewusst übertrieben. In der Tat lesen wir nirgends in der Heiligen Schrift, dass es Gottes Wille ist, wenn wir Berge zum Fliegen bringen. Gewöhnlich wird das nicht sein Ratschluß sein. Und deshalb wird er uns auch nicht den Glauben dazu geben, dass so ein Gebet erhört wird. Er könnte es aber, wenn er denn wollte. Und dann würden wir sehen, wie der Berg abhebt.
Aber auch andere "Berge" stehen oft genug vor uns, Berge im übertragenen Sinn. Schier unüberwindliche Hindernisse, im eigenen Leben, in der Familie, im Beruf, in der Gemeinde. Dinge, wo wir durchaus glaubensvoll bitten dürfen und sollen - weil Gottes Wort uns dazu auffordert und Erhörung verheißt. Wo wir auch darum bitten dürfen, dass er unseren kleinen Glauben stärkt. Wir wollen uns mehr danach sehnen, Geschwister. dass wir tatsächlich im Glauben bitten. Und auf die Verheißung schauen, die darauf liegt. Wenn wir so beten, dann werden wir hinterher auch sagen können: Herr, jetzt ist tatsächlich dein Wille geschehen.
Glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteilwerden. Und denken wir daran: so etwas lernt man nicht durch theoretische Überlegungen und tiefsinnige Grübeleien. Bei aller nötigen Erklärung - letztlich lernt man es aus der Erfahrung - aus der Erfahrung im Beten zu unserem Herrn. Deshalb: Nur Mut zu solchem Beten! Je mehr wir es tun, desto mehr werden wie verstehen, wie das alles zugeht.

3. Euch

Eine letzte Bemerkung. Wir wollen uns nämlich genau überlegen, wen Jesus hier anspricht. Und für wen diese wunderbare Verheißung über das Gebet gilt.
Stellt euch vor, eine Horde von Bengeln "stürmt meine Bude" - irgendwie haben sie meine Tür geöffnet. Ich kenne keinen einzigen von ihnen. Aber laut sind sie, und sie schreien: He, Alter. Rück' die Kohle 'raus. Wir wissen genau, du hast Geld. Los - du bist schließlich verpflichtet, deinen Kindern etwas zu geben. Moment mal - sage ich. Was ist das für ein Benehmen? Wer hat euch herein gelassen? Und außerdem - ihr seid überhaupt nicht meine Kinder. Ich kenne keinen einzigen von euch, und ich bin zu gar nichts verpflichtet. Ruhe jetzt, und raus hier!
Wenn wir den Text in seinem Zusammenhang lesen, dann sehen wir: Jesus redet hier zu seinen Jüngern. Zu denen, die ihm nachfolgen. Zu denen, die ihm glauben. Zu denen, die er zu Gottes Kindern gemacht hat. Ihnen gibt er diese Verheißung über das Gebet, und über die Erhörung des Gebets. Seinen Jüngern - nicht aller Welt.
Unsere Kenntnisse haben sich seit der Zeit Jesu ja enorm erweitert. Wir wissen, dass viele andere Religionen als das Christentum so etwas wie Gebete kennen. Manche sprechen sogar Sätze, die wie ein Gebet klingen. Ohne dass sie an irgendeine Gottheit glauben. Man kann  beten, ohne dass man ein Kind Gottes ist. Man denkt zumindest, man würde beten. Obwohl es im Grunde nicht das Gespräch eines Gotteskindes mit seinem Vater im Himmel ist. Sondern so etwas Unpassendes, wie oben die Horde lärmender Bengel. Die etwas wollen, was ihnen überhaupt nicht zusteht.
Deshalb ist es beim Beten eine entscheidende Frage, ob ich eigentlich schon das wichtigste Gebet gebetet habe: Herr, sei mir Sünder gnädig. Vergib mir um deines Sohnes Jesu Christi willen. Nicht wegen mir - sondern wegen seines Opfers und seiner Auferstehung. Vergib mir, und nimm mich als dein Kind an. Hast in deinem Leben schon so gebetet? Könntest du das von Herzen nachsprechen? Wenn ja - dann hast du viel Grund, deinem Vater im Himmel dankbar zu sein. Dann hast du viel Grund, ihm ganz und gar zu vertrauen. Und voller Glauben zu ihm zu beten.
Vergessen wir nicht: "Herr, sei mir Sünder gnädig" - dieses Gebet erhört er nur allzu gern, glaube mir. Auch dazu gibt es ja viele Verheißungen in der Bibel. Wie etwa das bekannte Wort: "Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." (1. Johannes 1:9) Wenn du gesündigt hast - dann laß dir Mut machen, so zu beten. Und danach: Dann bring' alle deine anderen Anliegen vor den Herrn, alles, was du sonst noch auf dem Herzen hast.
Geschwister, es liegen wirklich große Verheißungen auf dem Gebet eines Gotteskindes. Auf dem Gebet eines Jüngers Jesu. Lasst uns darauf vertrauen, und beten: zielgerichtet, im Glauben und Vertrauen, als Kinder Gottes. "Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteilwerden." Amen.

zurück zur Übersicht