Gott hat einen Plan - Predigt über Römer 16,25-27

25 Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit ewigen Zeiten verschwiegen war, 26 nun aber offenbart und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden: 27 dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen.

Liebe Geschwister,
Gottes Plan ist es, das Evangelium von Jesus Christus über die ganze Welt zu verbreiten. Das ist sein Plan, schon von Ewigkeiten her. Als Christ habe auch ich einen Platz in diesem Plan. Und wo ich diesen Platz im Glauben einnehme. Da gibt mir der Herr grenzenlose Stärkung und Geborgenheit.

1. Gottes Plan für die Verbreitung des Evangeliums

Manchmal ist es gut, wenn man sich über eine Sache nicht selbst den Kopf zerbrechen muss, sondern ein anderer sie geplant hat. Einer, der sich wirklich auskennt und den Überblick hat. Nun ist das bei den Menschen natürlich so eine Sache. So  mancher Verantwortliche in Politik und Wirtschaft mag gern den Eindruck erwecken, er wüsste genau, wo es lang geht. So lange, bis alle dann doch gemerkt haben: Der hat "einfach keinen Plan", auf den hören wir besser nicht. Aber es gibt auch positive Beispiele: So werden etwa Kinder - in der Regel - das Vertrauen haben und wissen: Meine Eltern, die wissen einfach in vielen Dingen noch besser Bescheid als ich.  Es ist besser, ich höre auf sie - auch wenn das manchmal, zugegeben, zähneknirschend geschieht...
Auch die Kinder Gottes dürfen wissen: Unser himmlischer Vater hat einen Plan. Und zwar nicht nur einen Plan für mein eigenes Leben. Sondern auch einen Plan, der die ganze Menschheit umfasst. Vor allem hat er einen Plan, wie unter den Menschen das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus, ausgebreitet wird. Er möchte, das alle die frohe Botschaft hören vom Heiland, der ihnen ihre Sünden abnimmt und sie zu Kindern Gottes macht. Und diese Ausbreitung des Evangeliums - die geschieht nicht zufällig, nach den Launen der Geschichte. Sondern sie geschieht "nach dem Befehl des ewigen Gottes, ..... dem Gott, der allein weise ist..." Eines ist dabei ganz anders als bei den Plänen, die die Herren dieser Welt schmieden: Denn - dieser Plan geht garantiert nicht schief. Auch wenn wir nicht immer alles an Gottes Weisheit verstehen.
Was heißen diese großen Wahrheiten für uns ganz praktisch? Es bedeutet: Wenn du und ich Zeugen Jesu Christi sind. Sei es in unserem privaten oder beruflichen Umfeld. Oder bei unserer Mitarbeit in der Gemeinde. Aber auch: Wenn ein Missionar irgendwo in fernen Ländern das Evangelium zu solchen Menschen hinträgt, die es nie zuvor gehört haben. Wenn das Evangelium ausgebreitet wird. Dann geht das nicht so zu, dass wir uns zuerst hinsetzen und große Pläne schmieden. Und dann anschließend sagen: So, jetzt krempeln wir die Ärmel auf, und betreiben "Gemeindeaufbau", wie das heute manchmal genannt wird. So, wie einer, der eine neue Geschäftsidee hat, und jetzt versucht, damit ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.
Nein, es geht nicht nach unseren Ideen. Schon von Anfang an ging beim Evangelium vielmehr alles nach dem Plan Gottes. Ein "Geheimnis" war es zunächst, der Plan, wie Gott die Menschheit retten wollte. Doch dann gab Gott seine Pläne zum Teil preis: Schon im Alten Testament erfahren wir etwas darüber, dass ein Retter kommen soll. Die "Propheten" führt Paulus hier stellvertretend an. Doch diese Propheten, Gestalten wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel. Die verstanden oft selbst nicht alles von der Größe der Botschaft, die Gott ihnen aufgetragen hatte. Bis dann Gottes Sohn in die Welt kam, und durch die Predigt von Jesus Christus Gottes Pläne endgültig klar wurden. Nun ist das Geheimnis gelüftet. Und wir sehen: Alles, was durch Jesus Christus geschah, zu unserer Rettung. Das haben sich nicht die Menschen ausgedacht. Das war auch kein Zufall. Sondern das war alles so von Gott geplant.
Und auch wenn wir heute das Evangelium ausbreiten. Dann geht das oft ganz anders zu, als nach menschlichen Planungen und Bemühungen zu erwarten wäre. Und Gottes Pläne können uns durchaus überraschen. Wir haben das ja im letzten  Jahr erst in unserer Gemeinde in Steinbach erlebt. Viele Sorgen und viel Kopfzerbrechen gab es zuerst, als klar wurde: Wir müssen das Haus verkaufen, wir können es nicht mehr bezahlen. Wie viel Mühe und Arbeit steckte darin! Und dann die Frage: Was wird jetzt aus der Gemeinde? Wohin soll es gehen?
Ich kann wirklich nicht behaupten, dass der Umzug in unseren neuen Saal. Den wir im Betreuten Wohnen in Johanngeorgenstadt angemietet haben. Ich kann nicht behaupten, dass das auf irgendeinem genialen strategischen Schachzug unsererseits. Auf einem erfolgreichen "Gemeinde-Aufbau-Plan" beruhte. Es ergab es auf einmal einfach so, und wir sind darauf zugegangen. Heute können wir sagen: Offensichtlich hatte Gott seine Pläne dafür schon lange "in der Schublade". Denn dadurch können nicht nur die Glieder unserer Gemeinde das Evangelium dort hören. Sondern auch die Bewohner des Hauses. Auch solche, die sonst vielleicht nicht mehr in einen Gottesdienst oder einen Seniorennachmittag in einem Kirchengebäude gehen könnten - schon allein aus gesundheitlichen Gründen. Anscheinend hatte Gott einen Plan, wie er genau hier das Evangelium verkündigen will. Er wollte es so, und wir haben uns einfach nur "eingeklinkt" und das getan, was wir tun konnten.
Für mich war das eine sehr wichtige Erfahrung, das so mitzuerleben. Und ich denke, es ist auch für alle anderen Gemeinden wichtig. Überall und an jedem Ort. Es ist wichtig, wenn wir sehen: Gemeindearbeit heißt nicht, Pläne zu schmieden, und dann unsere Vorstellungen umzusetzen. Vielleicht sogar mit großem Eifer umzusetzen. Gemeindearbeit, bei der die Verkündigung des Evangeliums im Mittelpunkt steht, das heißt: Wir bitten den Herrn um Führung. Wir möchten gern wissen, was er für Pläne hat.
Ja - und das kann manchmal gar nicht so einfach sein! Denn vielleicht hat er ja einen Plan, der uns zunächst ganz und gar nicht passt. Einen Weg, auf dem wir erst einmal viele lieb gewonnene Vorstellungen über Bord werfen müssen - vielleicht sogar solche, die eine lange Tradition haben. Gottes Weisheit ist manchmal zu hoch für uns, nicht einzusehen. Aber wenn wir uns auf diesen Weg einlassen. Wenn wir voller Vertrauen sind, dass unser himmlischer Vater einen Plan hat, in den er uns hineinführt und dann seine Schritte mit uns geht. Dann werden wir früher oder später staunend erleben: Es war genau richtig so, wie es gekommen ist. Denn der Herr weiß schon lange, wie er sein Evangelium ausbreiten will. Sei es hier oder an anderen Orten. Da können wir ihm voll und ganz vertrauen, und uns einfach "einklinken".

2. Gottes Plan für meinen Glauben

Gott hat aber nicht nur einen Plan, wie das Evangelium im Großen und Ganzen ausgebreitet werden soll. Denn wenn das Evangelium mich erreicht hat, wenn ich zum Glauben gekommen bin: Dann ist Gottes Plan bei mir angekommen. Seine Rettung hat mich erreicht, und jetzt nimmt er mich in Dienst.  Und ich soll wissen: Ich bin dabei nicht nur ein "Rädchen im Getriebe", das funktionieren muss zur Ausbreitung des Evangeliums. Gott ruft nicht seine Mitarbeiter, um sie anschließend zu "verheizen" - wie  das ja unter Menschen durchaus geschieht, gerade im Berufsleben. Nein - zu Gottes Plan gehört es, mich durch das Evangelium zu stärken im Glauben. Mich so gewiss machen, dass ich weiß: Er hält mich nicht nur heute. Sondern er hält mich bis in die Ewigkeit.
Deshalb schreibt Paulus hier: "Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus..." Stärkung im Glauben: Aus diesem Grund hatte Paulus sich immer gewünscht, doch auch einmal selbst nach Rom zu reisen und die Gemeinde zu sehen. Er wollte die Gemeinde im Glauben stärken. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihm das nicht vergönnt. So schreibt er am Anfang: "Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas mitteile an geistlicher Gabe, um euch zu stärken,..." (Römer 1:11) Aber er kann den Geschwistern wenigstens diesen Brief schreiben. Und - möchte man ergänzen: So können auch wir an seinen Gedanken teilhaben, den Brief lesen, und Gewinn daraus ziehen. Auch das ist ein Teil von Gottes Plan...
Jetzt, am Schluss, sagt er es noch einmal: Dieser lange, oft so komplizierte Römerbrief. Der ist geschrieben worden, damit wir im Glauben gestärkt werden. Und damit wir wissen, wer die Quelle dieser Glaubensstärkung ist. Und darum richtet er unseren Blick ganz weg von uns selbst, und richtet ihn auf Gott. Deshalb schließt der Römerbrief mit einem Lobpreis: "...dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen."
Besonders im achten und neunten Kapitel des Römerbriefs erklärt Paulus, wie der himmlische Vater für jedes seiner Kinder einen Plan hat, und wie er sie nicht nur durch seinen Sohn Jesus Christus zum Glauben ruft, sondern wie er seine Kinder auch im Glauben erhält - komme, was wolle. Ja, der Herr handelt auch bei uns persönlich ganz und gar "planmäßig". Wer sich hier vertiefen will, dem seien dieses achte und neunte Kapitel wärmstens empfohlen, zum Nachlesen.
Allerdings - nicht immer sind Gottes Pläne auch unsere Pläne, auch nicht in unserem persönlichen Leben. Nicht immer mag es uns gefallen, die Art und Weise, wie der Herr uns im Glauben erhält und stärkt. Und so manche Lebensführung mag kommen, gegen die wir uns zuerst mit Händen und Füßen sträuben. Von 1675 bis 1734 lebte in England der Maler James Thornhill, dessen Werke bis  heute bewundert werden. Einmal hatte er den Auftrag erhalten, das Innere der Kuppel in der St. -Pauls-Kathedrale in London zu malen. Nach vielen Monaten hatte er einen Abschnitt seines Auftrags beendet. Und nun - so wird überliefert - schritt er auf seinem Gerüst rückwärts, um zu sehen, wie die Bilder aus der Entfernung wirkten. Sein Auge immer fest auf die Malerei gerichtet, ging er so weit zurück, dass er bis an den Rand des Gerüstes gekommen war, ohne es zu merken. Noch einen halben Schritt weiter, und er wäre unweigerlich von der schwindelnden Höhe des Gerüstes auf den Steinboden der Kathedrale abgestürzt. Einer der Gehilfen des Malers, der mit ihm auf dem Gerüst arbeitete, bemerkte die schreckliche Gefahr. Geistesgegenwärtig nahm er seinen Pinsel, und zog direkt vor den Augen des Meisters einen dicken Strich durch das fast vollendete Werk. Voller Zorn sprang der Maler nach vorn, um ihn  zurückzureißen. Aber der Gehilfe sagte ihm: "Herr, dadurch, dass ich die Malerei verdarb, habe ich Ihr Leben gerettet. Hätte ich gerufen, so hätten Sie sich wohl rasch umgedreht und hätten das Gleichgewicht verloren. Ich hatte kein anderes Mittel, Sie zu retten als durch diesen Strich." Und der Meister war nicht mehr böse auf seinen Gehilfen, sondern sehr dankbar.
Ja, wenn Gott seinen Plan mit uns durchführt, dann muss er uns auch manchmal einen dicken Strich durch unsere Pläne machen. Damit wir uns nicht verrennen und auf unserem Lebensweg "abstürzen". Vor allem: Damit wir nicht unseren Glauben an Jesus fahren lassen, und in den Abgrund der ewigen Verlorenheit stürzen. Er tut das, weil er uns liebt, und weil er uns in unserem Glauben stärken will. Er tut das, weil er der Gott ist, "der allein weise ist", und der in viel größerem Maße den Überblick behält, als wir es je könnten. Das ist es, was Paulus mit seinem berühmten Satz aus dem achten Kapitel des Römerbriefs meint: "Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind." (Römer 8:28)
Und so, gestärkt in unserem Glauben, gehalten von Gottes Plänen. So können wir dann auch ganz getrost ans Werk gehen. Und damit kommen wir wieder zum Anfang: Zur Ausbreitung des Evangeliums. Wenn es uns ein Anliegen ist, die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzusagen. Und davon gehe ich aus, dass wir das wollen - wenn wir selbst gläubig sind. Ja, wenn wir möchten, dass das Evangelium nach seinen Plänen die Menschen erreicht. Dann möchte er, unser Herr auch. Dass wir dazu einen freien Kopf und freie Hände haben. Wir sind bei ihm geborgen, nicht nur in der Zeit, sondern auch in der Ewigkeit. Wir sollen uns keine Sorgen machen, wie wir im Glauben bleiben, wie wir mit Christus verbunden bleiben. Dafür sorgt er doch - und er hat schon längst einen Plan, wie er unser Glaubensleben durch alle Höhen und Tiefen schließlich zu einem guten Ende bringen wird, so, dass wir bei ihm in der himmlischen Herrlichkeit ankommen.
Wie sagt Jesus seinen Jüngern in der Bergpredigt: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen." (Matthäus 6:33)  Ja, er gibt uns einen freien Kopf und freie Hände. So, dass wir ans Werk gehen können, gestärkt in unserem Glauben.  So, dass wir fragen können: Herr, wie willst du dort, wo ich stehe, das Evangelium verbreiten? Wie willst du deinen wunderbaren Plan durchführen, den Plan, den du schon längst weißt? Und welche Aufgabe hast du dabei für mich?
Geschwister, lasst und getrost und gestärkt, voller Vertrauen an das Werk gehen, zu dem der Herr uns berufen hat. Und lasst uns dabei allein auf ihn schauen: "Dem aber, der euch stärken kann gemäß meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus ..., dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen."

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